Die meisten meiner Kameras haben leider keine allzu lichtstarken Objektive. Gerade im Berliner Winter ist das unpraktisch, den draußen wird es nicht nur früh dunkel sondern auch sehr kalt, also ist man meistens drinnen. Und nicht überall darf und will man mit Blitz fotografieren. Als ich über die Yashica Electro 35 GT gestolpert bin, haben mich daher sofort zwei Dinge begeistert: das lichtstarke 1:1.7 Objektiv und der stufenlose elektromechanische Verschluss. Trotzdem habe bei diesem Kauf länger überlegt als sonst, denn die Kamera braucht Batterien (und zwar im Gegenzug zu meiner Pentax Auto 110 super Quecksilber Batterien) , neigt zu Problemen mit der Elektronik und vor allem: sie ist schwerer und grösser als die meisten Spiegelreflexkameras jener Zeit. Als aber im Oktober der Winter langsam näher rückte, habe ich mir dann doch für 38 € eine gekauft. Denn wie ich herausfand, war das Batterieproblem einfach zu lösen, das Elektronikproblem einfach vor dem Kauf zu entdecken und das Gewichtsproblem, nun ja, man gewöhnt sich an alles.
Über die Kamera: Die Yashica Electro 35 GT und ihr silbernes Schwestermodell, die Electro 35 GS wurden von 1970 bis 1973 produziert. Es ist die dritte Baureihe der Electro 35 Serie von Yashica. Im Unterschied zu ihren Vorgängern haben sie einen grösseren Bereich der nutzbaren Filmempfindlichkeiten (25 – 1000 ISO) und vergoldete, korrosionsbeständigere Kontakte. Die Nachfolger, die Electro 35 GTN / GSN haben zusätzlich noch einen Hot Shoe/Blitzschuh, während die GT / GS nur einen Cold Shoe / Zubehörschuh und eine PC Sync Buchse haben. Im Gegensatz zu einigen Weinen gilt also hier: je jünger, desto besser. Die Kamera ist eine Messsucherkamera mit Parallaxenausgleich (der Sucher wird also entsprechend der Entfernung leicht gedreht). Im hellen Sucherbild erscheint ein gelbes, rautenförmiges Schnittbild zur Entfernungseinstellung. Um vernünftig mit der Kamera arbeiten zu können, sollte eine Batterie verwendet werden, da sonst nicht nur der elektronische Belichtungsmesser sondern auch der elektromechanische Verschluss nicht funktioniert. Die Kamera löst dann nur mit 1/500 s bzw. “B” aus. Um versehentliche Aufnahmen zu verhindern, hat die Kamera eine Auslösesperre. Die weiteren Extras: mechanischer Selbstauslöser, Anschluss für Stativ und Drahtauslöser und eine kleine Tasche für das Filmdatenblatt, damit man immer weiss, welcher Film gerade eingelegt ist. Sehr praktisch, da zum Gegenlichtausgleich die ISO Empfindlichkeit verstellt werden muss.
Zum Fotografieren: Film einlegen, Batterie rein, Wunschblende ( 1:1,7 – 1:16) auswählen, scharf stellen. Dann den Auslöser halb durchdrücken. Erscheint ein roter Pfeil im Sucher oder leuchtet die rot Lampe auf der Kamera: kleinere Blende wählen, da selbst bei 1/500 s das Bild überbelichtet wäre. Ein gelb/oranger Pfeil zeigt hingegen an, dass die Belichtungszeit länger als 1/30 s ist, man also entweder ein Stativ oder eine grössere Blende wählen sollte. Jetzt durchdrücken und ab sofort übernimmt die Zeitautomatik: Die Kamera wählt die Belichtungszeit automatisch. Dabei wird konstant gemessen und sobald genug Licht “gesammelt” wurde, schliesst der Verschluss. Mit der Blende von 1:1.7 und einem 400er Film kann man wunderbar drinnen ohne Blitz fotografieren. Ideal für Museen, Hochzeiten und beim Fotografieren von Babies. Durch die geringe Schärfentiefe ist die Kamera natürlich auch ideal für Portraits. Bei Gegenlicht muss der Belichtungsmesser durch Auswahl einer kleineren Filmempfindlichkeit überlistet werden. Ein Blitz kann bei jeder Belichtungszeit eingesetzt werden, für Blitzbirnen kann per “Blitz” Einstellung 1/30 s voreingestellt werden. Wenn nötig, belichtet die Kamera bei kleinster Blende 16 bis zu 30 Sekunden (angeblich sogar länger).
Marke | Yashica |
Kamera | Electro 35 GT |
Baujahr | ?, Bauzeit von 1970 – 1973 |
Seriennummer | 00653287 |
Objektiv | Yashinon 1:1.7 / 45 mm |
Verschluss | Copal Zentralverschluss |
Filmformat | 35 mm Kleinbild |
Besonderheiten | Extrem lange automatische Belichtungszeiten. |
Zubehör | Bereitschaftstasche, Batterieadapter |
Hersteller | Yashica Co., Ltd., Okaya, Japan |
Kaufdatum | 11.2012 |
Preis | 38 € |
Wo gekauft: | Flohmarkt am Mauerpark, Berlin |
Tipps & Tricks: Beim Kauf unbedingt darauf achten, dass nach dem Auslösen und spannen ein sattes “Klonk” zu hören ist, dann ist das sogenannte “Pad of death” in Ordnung. Wenn nicht, kann das repariert werden, aber es ist besser keine defekte Kamera zu kaufen. Als Ersatz für die alte Quecksilber Batterie kann ein aktuelle PX 28 L Batterie mit einer Feder und etwas Pappe eingesetzt werden, ich habe mir einen Adapter (der mit einer Batterie und einer Kurzbedienungsanleitung für die Electro 35 verschickt wurde) beim Yashica-Guy bestellt, auch um seine tolle Arbeit für den Erhalt dieser Kameras zu unterstützen. Mit der Zeit lassen auch die Lichtdichtungen nach, ich habe mir ein Set beim “Kameradoktor” bestellt, das auch prompt mit handgemalter Montageanleitung verschickt wurde. “Yashica-Guy”, “Kameradoktor”, ja durch das Hobby lernt man interessante Leute kennen.
Filmkauf & Entwicklung: Von 25 bis 1000 ISO kann jeder Kleinbildfilm verwendet werden. Für drinnen reicht meiner Meinung nach 400er Film, möchte man draussen mit offener Blende fotografieren, empfiehlt sich 100 – 200 ISO. Entwicklung wie immer bei normalem Kleinbild kein Problem.
Weiterführende Links:
http://www.yashica-guy.com/ (The Yashica Guy: History, model variations, repair guides and the camera adapter)
http://www.kenrockwell.com/yashica/electro-35.htm (Review of the Electro 35 GSN)
http://www.erikfiss.com/foto/cams/electro35/ (ein Bericht auf deutsch)
http://www.stevehuffphoto.com/2011/05/06/is-the-yashica-electro-the-best-deal-in-rangefinder-photography-by-ricky-opaterny/ (Another Review)
http://www.kameradoktor.de/kamera-lichtdichtungen-spiegeldaempfer/yashicaelectro/ (Neue Lichtdichtungen für die Electro und viele andere Kameras)
http://www.butkus.org/chinon/yashica/yashica_electro_35_gt/yashica_electro_35_gt.htm (Anleitung)
http://mattsclassiccameras.com/light_seals/index.html (Anleitung zum Lichtdichtungswechsel)
http://www.flickr.com/groups/yashicaelectro/ (Die Yashica Electro Flickr Group)
Bilder:
Die Yashica Electro 35 Flickr Gruppe
Meine Bilder auf Flickr
Update: Ich habe gerade die “Kameradoktor” Lichtdichtungen in meine Yashica Electro 35 GT eingebaut. Es war wirklich einfach und in einer Stunde erledigt. Die meiste Zeit habe ich für das Entfernen der alten Dichtungen, bzw. deren Überreste benötigt. Dazu habe ich einfachen Spiritus und abgeflachte Holzstäbchen benutzt. Hier ein Bild des Dichtungssets, dass ich für 13 € hier gekauft habe:
Schloss Charlottenburg! I toured it when I was 16, way back in 1984. I took photos of it with a cheap 110 camera. I still have the negatives around here somewhere; I ought to scan them.
My first attempts to scan 110 where a nightmare and I still try to figure out how to scan 8×11 film the best way. For the 110 film I am happy that the guys at lomography offer the full service now: films, development, prints and scans.
you have the black one. now i am jealous.
Hi Derek pure coincidence. First i saw a silver GSN, didn’t dare to buy it because of the battery. Then I looked it up, saw it’s not a problem, and found another silver GS, but was then afraid of the size. When I finally found my black GT I was first hesitating because I liked the silver ones so much, but then I said to myself: come on, this is the third time you think about this camera, buy it finally! And now I’m really happy with the black one 😉 (If you’re interested, I wrote about it in English as well : https://all-my-cameras.com/2013/07/17/the-yashica-electro-35-gt_en/ )
LOL if you ever hate the black one one day I will trade you for the silver one. Wait a minute, I can’t because that camera belonged to someone special, grrr.. I guess I will just have to stick with Silver 😀 I like your blog by the way!
So we have to stick with what we have. Thank you!