Die erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera in meiner Sammlung war die Kodak Retina Reflex S meines Vaters. Passend dazu überließ mein Schwiegervater mir seine Zenit TTL, worüber ich mich natürlich sehr gefreut habe. Wie ihr älteres Pendant aus Stuttgart, hat auch sie die Familiengeschichte dokumentiert, bis sie durch ein kompakteres Modell ersetzt wurde. Völlig verständlich, denn sie ist ein recht schwerer Brocken. (Hier sollte eigentlich die klassische Analogie zwischen russischen Kameras und Panzern stehen, die steht aber schon in ALLEN anderen Artikeln über die Zenit). Durch ihre massive Konstruktion hat sie aber ihren Dornröschenschlaf gut überstanden und mit der richtigen Pflege hoffe ich die damals in Ungarn sehr, sehr teure Kamera gut in Schuss zu halten.
Über die Zenit TTL:
Die Zenit TTL ist das Nachfolgemodell Zenit E, allerdings ist sie statt einer Selenzelle mit TTL Belichtungsmessung ausgestattet. Die Zenit war nicht nur im ehemaligen Ostblock, sondern auch im Westen erhältlich, manchmal als Revueflex oder Cambron. Ursprünglich nur von KMZ gebaut, wurde sie wegen des grossen Erfolgs (über 2 Millionen wurden verkauft) später auch von BeLomo hergestellt. Die Kamera ist trotz robuster Bauweise recht klein, arbeitet voll manuell, und die Elektronik funktioniert mit aktuellen Batterien. Mit der Kamera habe ich das wunderbare 55mm Helios 44m mit Springblende und tollem Bokeh bekommen, zusätzlich habe ich mir noch ein Pentacon 2.8/29 mm zugelegt. Für das M42 Gewinde gibt es ja reichlich Auswahl Das Helios war etwas verölt, und der Belichtungsmesser misst nicht mehr korrekt, aber ich hoffe, dass ich beides reparieren kann.
Für mich ist die Zenit TTL die ideale Einsteiger Spiegelreflex.
Zum Fotografieren mit der Zenit TTL:
Mit dem kleinen Hebel die Kamera öffnen, Film einlegen (bis 400 ISO wenn ihr den eingebauten Belichtungsmesser nutzen wollt und nicht umrechnen möchtet). Filmempfindlichkeit in GOST einstellen hier geht es zur Umrechnungstabelle) und die Anzahl der Photos mit dem kleinen Knopf über dem Spannhebel einstellen. Den Schalter am Objektiv auf “A” stellen. Durch die Springblende könnt ihr bei voll geöffnetem Objektiv scharfstellen, bei halb gedrücktem Auslöser wird dann abgeblendet, und ihr könnt exakt sehen, was scharf ist und was nicht. Rechts im Sucher zeigt ein kleiner Zeiger die korrekte Belichtung an. Die Belichtungszeit wird oben am Gehäuse in 5 Schritten (30, 60, 125, 250 und 500) + “B” eingestellt, die Blende am Objektiv. (Leider funktioniert der Belichtungsmesser meiner TTL nicht, aber da die Kamera voll manuell arbeitet ist das nicht weiter schlimm.) Jetzt auslösen, dabei die Kamera ruhig halten. Der Spiegel hat einen recht gewaltigen Rückschlag. Bei schlechtem Licht Blitz aufstecken und mit einem PC Sync Kabel verbinden (leider kein Hotshoe). Die Kamera hat zusätzlich noch einen Selbstauslöser, dazu vorne am Gehäuse den kleinen Hebel herunter ziehen und mit dem kleinen Knopf vorne auslösen.
Wenn der Film voll ist, den Ring um den Auslöser herunter drücken, nach links drehen und mit der Rückspulkurbel den Film ganz aufrollen. Fertig.
Ich persönlich mag die etwas ungewöhnliche 55mm Brennweite des Helios 44 besonders für Portraits.
Marke | Zenit |
Modell | Zenit TTL |
Baujahr | Vermutlich 1981, die Zenit TTL wurde zwischen 1976 und 1985 hergestellt |
Seriennummer | 81236954 |
Objektive | Helios-44M 2/58, Auto Revuenon 1.7/55, Pentacon auto 2.8/28, Revuenon 2.8/135 |
Verschluss | Tuchverschluss |
Filmformat | 35 mm Kleinbild |
Besonderheit | Robustes Erbstück |
Zubehör | Bereitschaftstasche |
Hersteller | KMZ |
Kaufdatum | 1981 |
Preis | unbekannt |
Wo gekauft? | Dunaújváros, Ungarn |
Tipps & Tricks für die Zenit TTL
Die Kamera am besten im unteren Teile der Bereitschaftstasche tragen, da sich die Rückwand sehr leicht öffnet. Falls der Belichtungsmesser verstellt ist: hier ist eine Anleitung.
Filmkauf & Entwicklung
Die Kamera funktioniert mit jedem 35 mm Kleinbildfilm, der eingebaute Belichtungsmesser ist auf 20 bis 400 ISO ausgelegt. Die ersten Aufnahmen habe ich mit der Light Meter App for Android ausgemessen, da der Belichtungsmesser nicht funktioniert hat und ich meinen Papier Belichtungsrechner zu Hause vergessen hatte.
Weiterführende Links:
http://www.sovietcams.com/index.php?-1096905246 (Referenz)
http://www.zenitcamera.com/mans/zenit-ttl/zenit-ttl-eng.html (Englische Anleitung auf der Herstellerseite!)
https://www.flickr.com/groups/1286562@N25/ (Die Zenit E Gruppe auf Flickr)
http://tomtiger.home.xs4all.nl/ (Tom Piehls umfangreiche Seite über russische Kameras)
Kameras mit Vergangenheit, die man kennt, sind die schönsten 🙂 Schöne Dokumentation!
Das stimmt. Allerdings werden die auch am besten geschont und ich mache viel zu wenig Bilder mit ihnen. Schön das dir der Post gefällt!